Nachbereitung

Die Nachbereitung ist enorm wichtig: Zum einen für die persönliche Verarbeitung der gemachten Erfahrung (individuelle und psychologische Ebene). Zum anderen, um die erzielten Lernfortschritte in „bleibende Erkenntnis“ umzumünzen und im Sinne von Globalen Lernen zu verstetigen (auch hier gilt die Formel: Globales Lernen = praktische Erfahrung + Reflektion). Aus psychologischer Sicht sollte das TNT etwa 3 Monate nach Rückkehr stattfinden, damit das Ankommen in Deutschland und das unweigerliche Vergleichen schon etwas Raum bekommen hat. Am besten wäre es, die Nachbereitung auf 2 Seminare (Blick zurück & Blick nach vorn) im Abstand von 3 bis 6 Monaten zu verteilen, was allerdings logistisch schwierig ist. Wir haben uns für ein modulares Format entschieden mit Pflicht-Teil (5Tage) und freiwilliger „Kür“ (Teamerschulung als Einstieg in Rückkehrer-Engagement).

What it takes to engage! Interessant ist die Frage, welche Faktoren zusammenkommen müssen, damit sich ein Rückkehrer auch in Zukunft als Teamer in einer Initiative engagiert. Unser südafrikanischer Freund Jono Simpson, Leiter der Behindertenschule in Harding, brachte es angesichts der vielen Ehemaligen, die er über die Jahre als WI-Teamer bei Projektbesuchen wiedersah, auf die griffige Formel: „You guys have what it takes – the four crown jewels of social activism: adequate experience, empowerment, role models and a great community.“ Zumindest in einem Punkt scheint unser Partner Recht zu haben: Engagierte Teamer produzieren engagierte Teamer! Vorbildwirkung! Wenn Neu-Rückkehrer mitbekommen und spüren, mit wie viel Freunde, Power und Herzblut sich ihre Vorgänger einsetzen und als Team tolle Seminare möglich machen, dann bekommen sie auch selbst Lust, Teil des Teams zu werden.

Wir wollen mit unserem Nachbereitungsseminar einen geschützten Raum für Reflexion, Evaluation, Erfahrungsaustausch und spannende thematische Diskussionsrunden bieten, sowie für einen geordneten und symbolischen (vorläufigen) Abschluss des Freiwilligenjahres (passend am Jahresende!). Interessanterweise ging der Blick – gemäß den Teilnehmerwünschen — mehr nach vorn als nach hinten: der Wieder-Einstieg in Deutschland war für viele das zentrale Thema, samt Re-Orientierung, Re-Integration und die zentrale Frage: Wohin mit meiner Erfahrung? „Einfach so weiterleben wie zuvor“, schien manchen die einfachste und bequemste Option, aber dies käme ihnen dann doch wie ein „Verrat an meinem Freiwilligendienst vor“ – da dieser mal stumm und mal lauthals nach Veränderung ruft. Wer aber sein Leben komplett und radikal ändert, so der Konsens in vielen Kleingruppen, „der kommt dann nicht mehr in Deutschland zurecht, weil die Menschen um einen rum einen einfach nicht mehr verstehen“ würden. Also sah sich der ein oder andere Rückkehrer in einem Dilemma gefangen: Wie viel Veränderung ist möglich, wie viel Anpassung ist nötig, um in Zukunft (und in der deutschen Leistungsgesellschaft) zurechtzukommen? Rückkehrerin Anna schreib in ihrem Abschlussbericht: “Yesterday I was clever, so I wanted to change the world. Today I am wise, so I am changing myself… and the little world around me”. Ein interessanter Gedanke, der viel Zustimmung erfuhr: Es sind die vielen kleinen, kaum spürbaren Veränderungen in unserem Alltag, die in der Summe dann doch einen erheblichen Unterschied machen können: Zum Beispiel bestimmen wir mit unserem Konsumverhalten welche Produktionsbedingungen unterstützt und nachgefragt werden. Gerade diese unsichtbaren Dinge sichtbar und spürbar gemacht zu haben, wurde als das große Verdienst ihres FWD bei WI gesehen, eine zentrale Lernerfahrung: Wer dem globalen Süden helfen will, muss im Westen anfangen.

Zahlreiche Rückkehrer machten deutlich, dass sie eine „große Verantwortung“ gegenüber ihren Freunden im und den Menschen aus dem globalen Süden verspürten, aus den gemachten Erfahrungen „etwas zu machen“ und „etwas zu verändern“. Wie genau sie dies tun könnten, das war nur wenigen klar. Mehrere Rückkehrer äußerten den festen Willen, bei sich selbst anzufangen (auch der Spruch von Mark Twain machte die Runde: „Man kann die Welt ändern oder sich selbst. Letzteres ist schwieriger!“).