Unterkunft und Lebensalltag 

Ein interkultureller Lerndienst wie weltwärts lebt ganz entscheidend von den direkten Begegnungen und Interaktionen mit den Menschen vor Ort. Wir wollen ihren Lebensalltag teilen und ihre soziale Realität kennen lernen. Wir wollen viele Gelegenheiten schaffen, in denen Freundschaften und echte Begegnungen auf Augenhöhe entstehen können.   

Wir bringen unsere Freiwilligen aus erfahrungs-, lernpädagogischen und psychologischen Gründen immer extern unter – und niemals im Projekt selbst. Die Freiwilligen sollen auch in ihrem Lebensalltag in die lokale Kultur eintauchen, sich mit Nachbarn anfreunden, ein Privatleben haben und sich regenerieren dürfen und natürlich auch selbständig (in einer WG) leben lernen.

Wir mieten hierfür basis-nahe Wohnungen an (meist 2 FW in einer WG), flankiert von der Möglichkeit in den ersten 3 bis 4 Wochen in einer einheimischen Gastfamilie mit zu leben.

Wie und wo wohnen die WI-Freiwilligen?

Ganz wichtig finden wir, dass unsere Freiwilligen einen frei gestaltbaren Lebensraum bekommen und NICHT im Projekt leben. Ihr sollt eintauchen können, einheimische Nachbarn und Freunde finden und das Alltags-Leben der Einheimischen – und deren soziale Realität — teilen. Deshalb machen wir gute Erfahrungen damit, dass wir für unsere Freiwilligen eine Wohnung / WG anmieten, in der sie (ähnlich wie in einer Studenten-WG) zusammen leben. Die Lebensumstände sind einfach und schlicht, aber gut machbar. Wir leben basis-nah (in keiner WG gibt es einen Fernseher oder eine Klima-Anlage) mitten unter den Menschen, etwa auf dem Niveau der lokalen Mittelklasse-Bevölkerung bzw. der einheimischen Projektmitarbeiter, also mitten im Arbeiterviertel. Jede_r Jugendliche bekommt ein eigenes Zimmer und teilt sich Küche und Bad mit anderen FW (hier empfiehlt sich ein Putzplan!). Wir wollen KEINE deutschen Kolonien bilden und halten die WGs deshalb klein (zumeist Zweier-, oder Dreier-WGs). Achtung: Wir genießen an vielen Orten den guten Ruf, dass sich unsere FW besonders um ein echtes Eintauchen vor Ort bemühen – und sich auf diese Weise angenehm von anderen Freiwilligen abheben. Wir akzeptieren also nicht, wenn Du ein dekadentes Touristen- und Party-Leben führen und in der ausländischen Parallelwelt verbleiben willst.

Kann ich auch in einer Gastfamilie mitwohnen?

Ja. Die meisten unserer FW leben die ersten 3 bis 4 Wochen in einer einheimischen Gastfamilie (das dient dem Kennenlernen der Kultur und der Verbesserung der Sprachkenntnisse). Längere Zeit (oder gar das ganze Jahr) in einer Gastfamilie zu wohnen, ist eher nicht empfehlenswert. Für Deine persönliche Entwicklung und Deine Selbständigkeit ist es besser nach der Gastfamilie auch die WG-Erfahrung zu machen und mehr „Freiheit und Verantwortung“ zu leben.

Darf ich mich verlieben und darf eine Beziehung eingehen?

Ja, sofern dies respektvoll, im beidseitigen Einvernehmen und ohne verbrannte Erde zu hinterlassen geschieht. Wenn Du auf alles anspringst, was bei „DREI!“ nicht auf den Bäumen ist, dann erwirbst Du Dir einen Ruf, der auch uns und Deinen Nachfolgern Schaden zufügt („verbrannte Erde“). Im Gegensatz zu manch kirchlichen Trägern sind bei uns Beziehungen nicht verboten. Dein Privatleben sollte weitgehend auch privat bleiben. Auch hier gilt das Prinzip “Freiheit & Verantwortung”.

Minderjährige, Schutzbefohlene, Projektmitarbeiter_innen und Mentoren sind natürlich absolut tabu.

Ich bin homosexuell – ist das in meinem Gastland ein Problem?

Wir hatten bisher in jedem Jahrgang auch Freiwillige mit lesbischer bzw. homosexueller Orientierung. Bisher gab es diesbezüglich keine gravierenden Probleme. Allerdings sollte man sich sehr wohl bewusst sein, dass an manchen Einsatzorten Homosexualität (noch) massive Ablehnung hervorruft und als Sünde oder Krankheit gesehen wird. Mancherorts gilt „don´t ask, don´t tell“. Wir wollen intern offen mit Dir darüber reden, damit wir Dich bestmöglich unterstützen können. Gerne stellen wir auch Kontakt zu homosexuellen Ehemaligen mit entsprechenden Erfahrungen her. In Bolivien ist es uns beispielsweise gelungen, gemeinsam mit unserem Partner COMPA die landesweit erste LBGT-Theatergruppe aufzubauen. Eine tolle Erfolgsgeschichte!

Ich bin polyamorös – ist das ein Problem?

Entscheide selbst, welche Antwort angemessen ist: 

a) Bitte geh verantwortungsvoll mit Deinen Freiheiten um. Privat sollte privat bleiben!

b) Kein Problem! Das macht später Deine Teilnahme am Ehemaligentreffen definitiv unkomplizierter. 🙂

Darf ich in meinem Einsatzland Alkohol trinken?

Im Dienst: Nein! Im Privatleben: Ja.

Wir behandeln Dich als Erwachsenen und lassen Dir viele Freiräume. Dies gilt auch bezüglich Alkohol.

Drei Regeln:

1.) Geh verantwortungsvoll mit Deiner Freiheit um.

 2.) Achte auf Deine Vorbild-Wirkung: Viele werden Dein Verhalten nachahmen. Sei dir bewusst, dass du deinen Projektkids auch außerhalb der Arbeit jederzeit begegnen kannst [Verhalte Dich im Umkreis von 5 Kilometern des Projektes besonders vorbildlich!] und

3.) Kein Kontrollverlust! Also: Kein Koma-Saufen, kein Betrunken-Sein, etc. => zu Deiner eigenen Sicherheit! Niemand bei uns hat was gegen einen gepflegten Wein oder ein kühles Bier am Wochenende, aber Du solltest immer kognitiv sauber und voll handlungsfähig bleiben und dich niemals selbst in Gefahr bringen. Auf gar keinen Fall wollen wir uns im Ausland verhalten, wie deutsche Touristen auf Mallorca. Sobald uns eine Beschwerde über Dich erreicht, hast Du den Bogen definitiv überzogen. Bitte kenne den Unterschied zwischen „Alkohol in Maßen“ und „Alkohol in Massen“. Wir behalten uns vor, zur Not auch ein kategorisches Alkoholverbot auszusprechen oder Dich bei massivem Fehlverhalten nach Deutschland zurück zu schicken.

Rauchen ist zwar Deine Privatsache, wird aber nicht gerne gesehen. Auf keinen Fall darf in Projektnähe (Vorbildwirkung) oder in Eurer WG geraucht werden (Gestank). Alle WGs sind rauchfrei.

Darf ich in meinem Gastland rauchen?

Im Dienst: Nein!

Im Privatleben: Ja, aber nicht in Projektnähe (tabu im Umkreis von 1000 Meter). 

Bitte sei Dir immer Deiner Vorbildwirkung bewusst. Wir wollen nicht, dass ein Kind mit dem Rauchen anfängt, weil es Dich bewundert und Dir nacheifern will.  

Rauchen ist zwar Deine Privatsache, wird aber nicht gerne gesehen. Auf keinen Fall darf in Projektnähe (Vorbildwirkung) oder in Eurer WG geraucht werden (Gestank). Alle WGs sind rauchfrei.

Bei allen Seminaren steht eine Raucherecke zur Verfügung.

Mit Rauchen meinen wir übrigens Tabak. Solltest Du illegale Stoffe rauchen oder konsumieren, müssen wir die Zusammenarbeit mit Dir leider vorzeitig und mit sofortiger Wirkung beenden. Die Vorgaben von Weltwärts sind in diesem Punkt eindeutig. 

Darf ich im Ausland Drogen konsumieren?

Ganz klar: Nein!

Während Kiffen unter Jugendlichen in Deutschland weitverbreitet ist und als sozial akzeptiert gilt, begeben wir uns im Ausland in ganz andere Kontexte und erhebliche Gefahren (fehlende Vorbildwirkung, erhöhte Gefährdungslage für Dich selbst, Nachfragemarkt für kriminelle Strukturen, Rufschädigung für Projekt und Träger, rechtliche Konsequenzen vor Ort, Freiwillige im Gefängnis, etc.).

Deshalb müssen wir eine klare Null-Toleranz-Linie fahren. Wenn Du also für ein Jahr nicht auf einen Joint verzichten kannst, so können und wollen wir nicht mit Dir zusammen arbeiten. Was Du in Deutschland vor oder nach Deiner Zusammenarbeit mit uns tust, sehen wir entspannt. Natürlich wissen wir, dass fast jeder 19-Jährige bereits gekifft hat oder seine Ausprobierphasen in vielerlei Richtungen hatte oder hat. Solange Du aber mit WI im Ausland bist, wollen wir dass Du auf Deinen Vorbild-Charakter achtest und 100% clean bleibst. Dies gilt auch für alle WI-Seminare. Beim Bruch der Drogenregel beenden wir die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung.

Wie sind die Kommunikations-Möglichkeiten nach Deutschland?

Sehr gut. An jedem Einsatzort gibt es mehrere Internet-Cafes mit schnellen Leitungen. Smartphones und LTE haben sich weitgenend durchgesetzt. Selbst Straßenkinder oder Marktfrauen nutzen WhatsApp und Facebook per Smartphone. Auch unsere Freiwilligen haben inzwischen alle ein Smartphone und kommunizieren in WhatsApp-Gruppen, so dass Ihr auch aus Deutschland innerhalb kurzer Zeit erreichbar seid. [Bitte ein altes bzw. billiges Smartphone mitnehmen, ein teures oder bonziges Iphone 7 Plus ist fehl am Platz].

Sehr empfehlenswert ist auch SKYPE. Damit könnt Ihr kostenlose Telefonate oder Videokonferenzen führen (bitte Zeitverschiebung beachten!). 

Wenn Euch Eltern von Deutschland aus günstig anrufen wollen, dann finden sie die billigsten Vorwahlen unter www.billiger-telefonieren.de  

Brauch ich für das Auslandsjahr ein Visum?

Ja, unbedingt!

Es ist zwingend erforderlich, dass jeder FW über eine saubere Aufenthaltsgenehmigung für sein Gastland verfügt. Die Verantwortung der Visa-Beschaffung obliegt den Freiwilligen, wobei wir und die Ehemaligen Euch tatkräftig helfen.
Für alle unsere Einsatz-Länder haben wir recht gut funktionierende Abläufe gefunden, damit Du für die gesamte Dienstdauer einen angemessenen Aufenthaltsstatus (per Visum) erhältst. Bitte halt Dich an die Empfehlung unserer Länderkoordinatoren_innen, dann wird es klappen. Oft müssen mehrere Schritte erledigt werden (Formular, Passfoto, Besuch der Migrationsbehörde, etc.), sowohl in Deutschland als auch im Gastland. Die eventuell anfallenden Kosten für das Visum (je nach Land z.B. 150 €) trägt jeder FW selbst. Für manche Länder gibt es auch kostenlose Höflichkeitsvisa (z.B. Argentinien).

Dürfen wir in der Freiwilligen-Wohnung Haustiere halten?

In den meisten Fällen: NEIN!

In der Vergangenheit haben wir und unsere Freiwilligen einige Erfahrungen mit diversen „Haustieren“ in der WG bzw. im Garten gesammelt: Hunde, Katzen, Schildkröten, Meerschweinchen, Hühner, Vögel, Pferde, Kühe und Schweine.

Ein Pferd, mit dem Ihr zur Arbeit reiten könnt oder ein Schwein, das den Bio-Restmüll restlos verarbeitet — mögen durchaus interessante Ideen und Vorschläge sein. Und: So toll wir selbst ein frisches Frühstücks-Ei von der eigenen Henne auch finden mögen: Es gibt erhebliche praktische Gründe, die gegen die Tierhaltung in unseren WGs sprechen (spätestens seitdem ein Hund eine WG vollgepinkelt hat und wir Matratzen neu beziehen mussten).

Auch wollen wir uns ethisch verantwortungsvoll gegenüber Tieren verhalten.

Also geht mal bitte davon aus, dass Ihr in Eurer WG ohne Haustiere leben werdet.

Im begründeten Einzelfall (Wachhund?) muss angefragt werden. 

Darf man im Einsatzland Auto fahren bzw. braucht man einen Führerschein?

Nein. Selbst Autofahren ist grundsätzlich untersagt. Das öffentliche Verkehrsnetz ist in der Regel so gut, dass Autofahren keinen Sinn macht.

Zwei Ausnahmen:
1) Südafrika: Hier haben die Freiwilligen sich schon öfters gemeinsam und privat ein altes, günstiges Auto gekauft, da die Fortbewegung sonst schwierig ist – und das Auto nach Dienstende an ihre Nachfolger verkauft. In diesem Fall muss das Auto extra versichert werden (KfZ-Versicherung).

2) Wenn Ihr im Urlaub (z.B. beim Besuch Eurer Eltern) ein gut versichertes Auto bei einer bekannten Autovermietung anmietet (z.B. Avis, Budget, Europcar), dann dürft Ihr dieses extra versicherte Mietauto auch fahren.

Wie sind die materiellen Lebensumstände?

Wir wollen die soziale Lebensrealität der Menschen teilen und nicht in einer “touristischen Blase” für Ausländer leben. 

Folglich leben wir etwa auf dem Niveau wie die einfachen, einheimischen Projektmitarbeiter_innen. Wir leben in, mit und für die Local Community. 

Das Alltags-Leben ist gut meisterbar. Anpassungsfähigkeit und – Wille vorrausgesetzt. Überall gibt es fliessend Wasser, Strom und Internet. Die typische Anpassung dauert höchstens 100 Tage. Du wirst von Dir selbst erstaunt sein, was Du bereits nach 3 Monaten als normal empfindest.  

Wie ist das Essen?

Länder-typisch bzw. orts-typisch.

Das Essen ist einfach und wiederholt sich öfters, ist aber oft gesund und lecker. 

In Nicaragua ist das tägliche Nationalgericht “Gallo Pinto”: Reis mit Bohnen. 

Aufgrund der meist guten klimatischen Lage steht in allen Gastländern viel leckeres Obst und Gemüse zur Verfügung. 

Ich bin Vegetarier / Veganer -- ist das im Gastland ein Problem?

Einige Menschen im Gastland werden mit diesen Begriffen nichts anfangen können und auch in Restaurants oder Imbissen ist es nicht immer einfach, etwas  Fleischfreies zu finden.

Aber es ist insgesamt kein Problem sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Etwa 30% bis 60% unserer Freiwilligen tun dies. 

Auf unseren WI-Seminaren kochen wir ohnehin immer vegetarisch (mit Option für Veganer und Laktoseintoleranten). 

Die Auswahl an Obst und Gemüse ist an allen unseren Einsatzorten gut bis sehr gut. 

In Argentinien, wo Rinderfleisch-Grillen (“Asado”) zum Kulturgut zählt, wirst Du als Vegetarier_in manchmal an Deine Grenzen kommen. Nimm es mit Humor!

Wie ist die Sicherheitssituation vor Ort? Wie viele FW sind im Ausland verletzt worden oder gestorben?

Bei Einhaltung von Verhaltensregeln ist ein Freiwilligendienst im Ausland mit uns gut machbar.

Eine 100% Sicherheit wird Dir aber keiner geben können. Unfälle und Schicksalsschläge lassen sich nicht (!) ausschließen. Entscheidend wird es sein, wie Du Dich verhältst.

Statistisch gesehen, wird jede_r zweite Freiwillige im Laufe des Jahres mal beklaut oder überfallen. Dabei hat noch nie jemand bleibenden Schaden davongetragen (typisch sind aber: geklaute Handys, Kameras und Geldbeutel). Noch nie ist eine_r unserer Freiwilligen im Ausland gestorben. Allerdings besagen Statistiken von anderen Trägern, dass etwa alle 1200 Lebensjahre im Ausland ein_e Freiwillige_r stirbt (meistens durch einen Verkehrsunfall). Bei rund 4000 deutschen Weltwärts-Freiwilligen pro Jahr sterben etwa drei. Wir (WI) haben bisher ca. 600 Einsätze (also: 600 Lebensjahre) im Ausland ohne Todesfall gemeistert – und hoffen sehr, dass dies noch sehr lange so bleibt!

Dabei wird es entscheidend auf Dich und Dein eigenes Verhalten ankommen.