Kreativität als Instrument der Sozialarbeit & der entwickliungspolitischen Bildungsarbeit

Angesichts von neuen, wachsenden und wiederkehrenden Problemen — Ungerechtigkeit, Arm-Reich-Schere, Ausgrenzung, Rassismus, Sexismus, Umweltverschmutzung, Ausbeutung, Autoritarismus, Kolonialismus — kann Kreativität ein Weg sein, um neue Ansätze und Lösungswege zu (ver-)suchen. 

Theater kann auf vielfache Weise befreiend und bereichernd wirken: 1) Mißstände können kritisiert und Lösungen aufgezeigt werden (Theater der Unterdrückten) 2) Selbstwert von ausgegrenzten Jugendlichen kann gesteigert werden: Ihre Stimme wird endlich gehört (Empowerment!) 3) Die psychologische Verarbeitung kann unterstützt werden, indem die Betroffenen selbst die Stücke schreiben und ihre Themen auf die Bühne bringen (egal ob Mißbrauch, Drogen, Diskriminierung, Sexualität oder Zukunfts-Träume) 4) man kann ohne Angst vor Scheitern in andere Rollen schlüpfen (gesellschaftliches Probe-Handeln) 5) die kulturelle Identität kann bewusst gemacht oder gestärkt werden (Dekolonisierung des Körpers) 6) der Kultur der Armut  (oft gleichbedeutend mit aufgezwungener Kulturarmut) kann eine Kultur des Teilens entgegensetzt werden. Die Beteiligten dürfen an den Stücken gerne Anstoß nehmen…. Anstoß zum Nachdenken und zum Handeln.

Musik – sowohl das Erlernen von Musikinstrumenten als auch das gemeinsame Spielen — kann ebenfalls im Kleinen Beachtliches bewirken: Nicht nur ein gesteigertes Selbstwert- und Gemeinschaftsgefühl, das ein Leben lang anhält und die Herzen berührt. Nicht nur eine mit der Musik verknüpften neuen Hoffnung, einer Lebensliebe und Lebens-Melodie.  Sondern auch das (un-)bewusste und spielerische Erlernen von sozialen Werten wie Respekt, Fairness, Solidarität, Gemeinschaft, wechselseitiges Helfen, Teamgeist (etwa in einem Orchester aus selbstgebauten Instrumenten).  Wir möchten Dich herzlich einladen, Dich mit Deiner Kreativität und Deinen Talenten zum Wohle der Gemeinschaft einzubringen!

Kulturhaus und Theatersozialprojekt Compa (El Alto / Bolivien)

Die Comunidad de Productores en Arte (soziale Gemeinschaft der Kunstschaffenden) ist ein gemeinnütziges Netzwerk, welches Sozialarbeit mit Kunst verbindet. Was als Theaterschule für Straßenkinder begann („Teatro Trono“), ist mittlerweile zu einem weitverzweigten, lebendigen Kulturhaus im Armenviertel El Alto (La Paz) ausgewachsen – mit (noch kleinen) Außenstellen in Santa Cruz und Cochabamba. Die Erfolge sind bemerkenswert: Theater erweist sich als wunderbare Ausdrucksform für Unterdrückte und als Plattform für Sozialkritik und Bildung: Die (Straßen-)Kinder schreiben ihre Texte selbst, verarbeiten so ihre schweren Erfahrungen (Drogen, Gewalt, Diskriminierung, Missbrauch) und werden in ihren Lese- und Ausdrucksfähigkeiten gefördert. Die Proben stärken das Gruppengefühl und Sozialverhalten – und die Aufführungen (samt Applaus) das Selbstwertgefühl.

Das Motto lautet: „El mañana es hoy“ – das Morgen beginnt Heute! (bzw. sinngemäß: Lass uns gemeinsam aufbrechen und einem besseren Morgen aufrecht entgegengehen!Charakteristisch für COMPA ist, dass es sich als Netzwerk und offene Plattform versteht, die Kunst und Sozialarbeit im Verbund fördert – in enger Kooperation mit anderen Sozialprojekten (Doctores de Alegria, Waisenheime, sowie Straßenkinder-, Resozialisations-, Taubstummen-, Aids-, und Sportsozialprojekte). Wir Freiwilligen
arbeiten unmittelbar mit den benachteiligten Jugendlichen; wir geben Nachhilfe, bieten Workshops an (Zirkus, Zaubern, Selbstverteidigung für Mädchen, etc.) und helfen bei der mobilen Schule. COMPA setzt genau da an, wo direkte Hilfe notwendig und sinnvoll ist: in den sozialen Brennpunkten der Armenviertel. Dort werden brisante, aktuelle und soziale Probleme wie Kinderarbeit, Globalisierung, Korruption, Aids und Drogen in der Sprache der einfachen Menschen thematisiert und Diskussionen in Kleingruppen angeregt. Kunst und Kultur sollen nicht länger das Privileg der Reichen sein!

Hinweis: Du musst nicht theaterbegeistert sein, um hier einen super interessanten Einsatzort zu finden. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Wenn Deine Stärken also eher in den Bereichen BILDUNG, POLITIK, KULTURMANAGMENT oder SOZIALE ARBEIT liegen, dann bist Du hier auch richtig, sofern Du Dich für indigene Kulturen und ihre soziale Realität interessierst.  

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Casa Arte (Medellin / Kolumbien)

Das kleine Kulturzentrum Casa Arte liegt im Stadtteil Altavista, hoch über Medellín und wird von einer engagierten Studentengruppe geleitet (Schauspiel-Studenten mit gesellschaftskritischem Anspruch). Der Fokus der Arbeit liegt auf Theater, Clownerie und Improvisation. Mit diesen Mitteln arbeiten die Menschen des Kulturzentrums zu sozio-kulturellen Themen (zB Aneignung des öffentlichen Raums). Es werden Workshops angeboten und es gibt Kooperationen mit umliegenden Schulen. Monatlich spielt eine Theatergruppe des Zentrums auf der Open Air Bühne in Altavista für die Comunidad, aus der die meisten kommen. Einmal im Jahr veranstalten sie ein internationales Theaterfestival. Die verschiedenen Kunstformen bieten die Möglichkeit für Ausdruck persönlicher und gesellschaftlicher Themen, Freude, Entwicklung von Kreativität und regen Reflektions- und soziale Veränderungsprozesse an. Die Arbeit des Zentrums ist sozialraumorientiert. Gleichzeitig ist das Projekt lokal, national und international gut mit anderen sozialen Gruppen vernetzt und steht im regen Austausch mit diesen.

– Mitarbeit bei den Projekten des Kulturzentrums (Bildung, Aufführungen, Festival, Tourneen, Kooperationen mit anderen Gruppen und Schulen) – Planung und Durchführung eigener Ideen/Aktivitäten v.a. im Bereich Zirkus (zB Akrobatik, Jonglage), Clownerie und Theater (zB Pantomime, Improvisation) – insb. Aktivitäten zu gesellschaftlichen Themen (zB Diskriminierung, Recht auf öffentlichen Raum, Sexualität, Umweltschutz) – Ansprechpartner_in für Kinder und Jugendliche sein, Vorbildfunktion! – Anpacken wo Unterstützung gebraucht wird – Musik – Exkursionen – Vernetzung mit anderen soz. Akteur_innen, zB der Theatergruppe “El Grupo” von Menschen mit Down-Syndrom.

Kulturhaus Pedrito Ruiz in Girardota (nahe Medellin / Kolumbien)

Die Musikschule ist Teil eines lebendigen Kulturzentrums in der liebenswerten Kleinstadt Girardota. Ziel des Kulturhauses ist es, Begegnung und den Zusammenhalt, sowie die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder durch Musikangebote zu stärken, sowie Inklusion und Teilhabe der Einwohner_innen an sozialen und kulturellen Angeboten und Prozessen zu ermöglichen und zu fördern. Nicht nur musikalisch-artistische Talente werden gefördert, vielmehr geht es darum eine ganzheitliche Perspektive auf jede_n Einzelne_n zu haben. Der Grundgedanke ist, dass Kunst, Kultur und Bildung für alle Menschen kostenlos zugänglich sein sollen und maßgebliche Motoren für einen sozialen Wandel in der Zivilgesellschaft darstellen können, also im weitesten Sinne Teil des Friedensprozesses sind. Das Projekt ist Teil eines Netzwerkes von 26 weiteren kostenlosen Kulturhäuserun und Musikschulen im Großraum Medellín. Zudem ist es außerdem gut mit anderen sozialen und kulturellen Projekten und Gruppen der Region vernetzt, sowie im regen Austausch mit diesen (in unmittelbarer Nachbarschaft sind die Tagesstätte für Menschen mit Behinderung CORAL-G, das Sportprojekt INDER, eine Grundschule und eine Volkshochschule zur Förderung der Allgemeinbildung). 

Aufgaben unserer Freiwilligen: Unterstützung der vorhandenen Bildungs- und Musikangebote – Planung und Durchführung von eigenen Bildungs- und Freizeitaktivitäten, v.a. Musikangebote, insbesondere Klavier-Unterricht, aber auch Gitarre, Saxophon, Chor, Tanz und Musical wären möglich; dadurch werden Aspkte wie Selbstwert, Ausdruck, Teamgeist und Sozialverhalten gefördert – Anpacken wo Unterstützung gebraucht wird – Mithilfe bei der Organisation von Veranstaltungen (zB Festivals, Konzerte) – Hausaufgabenbetreuung – Ansprechpartner_in für Kinder und Jugendliche sein, Vorbildfunktion! – Vernetzung mit anderen soz. Akteur_innen

Kulturzentrum CENTRO CULTURAL in Moravia . . . (Medellin / Kolumbien)

Das kommunale Kulturzentrum CENTRO CULTURAL ist ein Modellprojekt und eines der besten Kulturprojekte in ganz Lateinamerika. Es liegt im Barrio Moravia, das einen sozialen Brennpunkt darstellt. Es beherbergt eine kleine Musikschule, ein Theater und viele Räume, die zur Nutzung verschiedener Bildungs- und Freizeitaktivitäten (z.B. Tanz, Clownerie, Selbstverteidigung, Fotografie, Malerei, Schach, Heavy-Metal Konzerte) bereit stehen. Das junge und dynamische Team gestaltet zudem Aktivitäten in den Straßen des Viertels, wie Theater, eine mobile Bibliothek und Straßenfeste. Kunst, Kultur und Bildung sollen für alle Menschen kostenlos zugänglich sein und werden als die Motoren für einen sozialen Wandel in der Zivilgesellschaft betrachtet. Die Aktivitäten des Zentrums stärken das Miteinander im Viertel, stärken die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung und ermöglichen ihnen eine aktive Mitgestaltung ihres Umfeldes. Desweiteren ist das Projekt gut mit anderen sozialen und kulturellen Gruppen der Region vernetzt und steht im regen Austausch mit diesen.

Aufgaben der 2 Freiwilligen: Unterstützung der vorhandenen Bildungs- und Kulturangebote – Planung und Durchführung von eigenen Bildungs- und Freizeitaktivitäten, zB Theater, Zirkus, Malerei, Basteln, Bewegung, Musizieren (zB Gitarre, Geige), Tanzen, Capoeira, Rap, Grafitti, Film AG und unbedingt auch kreativer Englisch-Unterricht (3 wöchentliche Englisch-AGs, die unterhaltsam gestaltet werden müssen), dadurch werden Werte wie Respekt, Selbstwert, Teamgeist und Sozialverhalten gefördert – Anpacken wo Unterstützung gebraucht wird – Mithilfe bei der Organisation von Veranstaltungen (zB Festivals, Konzerte) – Hausaufgabenbetreuung – Ansprechpartner_in für Kinder und Jugendliche sein, Vorbildfunktion! – Vernetzung mit anderen soz. Akteur_innen der Stadt. Das Projekt ist sehr gut ausgestattet, sehr professionell und gut strukturiert. Du musst schon richtig gut in einem Bereich sein, um hier sinnvoll arbeiten zu können. Eine Stelle umfasst auch die Aspekte Theater, die andere Stelle hat ein leichtes Musikprofil, wobei alles willkommen ist. Jeder Kurs muss offiziell ins Programm aufgenommen werden (es gibt 2 Semester pro Kalenderjahr, die jweils rund 4 Monate dauern). Morawia ist ein recht armes, aber wunderbar lebendiges und lebensfrohes Viertel mitten in der Kultur-Metropole Medellin.

Alternatives Kulturhaus COMUNATIVA in Manizales (Kolumbien)

Sehr interessant, basis-nah und idealistisch ist das studentisch geprägte Kultur-, Begegnungs-, und Stadtteilprojekt COMUNATIVA im Stadtteil San Jose in Manizales. Ökologisch nachhaltig, politisch progressiv, gender-politisch emanzipatorisch und kulturell im Spagat zwischen Innovation und Bewahrung der lokalen Traditionen soll ein gemeinsamer, “kommunativer” Raum entstehen, der die Lebensqualität der oft materiell armen bzw. mittellosen Menschen bereichert und kleine und große Träume ermöglichen hilft. Es gibt einen eigenen bio-organischen Garten (Richtung SOLAWI) und eine eigene kleine Bibliothek. Ca. 20 Studenten engagieren sich hier ehrenamtlich. 

Kulturelle Zusatzprojekte & Clowns-Doktoren

In Medellin gibt es eine Vielzahl an interessanter Zusatzprojekte mit Kulturbezug, da Kunst und Kultur als Instrumente im Friedenspprozess verstanden werden: Egal ob PROYECTARTE (mobile Brennpunktsozialarbeit mittels Kunst), die Breakdancer von CREW PELIGROSO, die Musical-Gruppe mit Down-Syndrom EL GRUPO, das klassische Nationalorchester, die vielen Kulturhäuser und Bibliotheken, das kostenlose Open-Air-Kino, sowie die Clowns-Doktoren in Kinderkrankenhäusern: An kaum einem anderen Ort in Lateinamerika wirst Du so vielen Möglichkeiten und offenen Türen im Bereich Kultur begegnen wie in Medellin.

Möglichkeiten in unseren anderen Gastländern

In fast allen Einsatzstellen kannst Du Dein kreatives und künstlerisches Talent einbringen, ob in einem wöchentlichen Gitarren-Workshop (z.B. in der Kindertagesstätte Fortin / Nicaragua), einer Theater-AG oder in Mal- und Bastelstunden. Auch Tanz und Gesang stehen meist hoch im Kurs. Es ist also stets das, was Du daraus machst — die Möglichkeiten sind riesig, sofern Du motiviert bist und mit viel Energie Ideen in die Tat umsetzen kannst, damit Träume fliegen lernen.

Also bitte NICHT denken, dass Du in ein explizites Kulturprojekt gehen musst, um etwas mit Theater machen zu können. Manchmal ist es sogar in den SOZIALPROJEKTEN leichter etwas Künstlerisches anzubieten, da es ja niemand anderes gibt, der so etwas kann und macht. In einem Kulturhaus kannst Du selbst zwar viel lernen (z.B. evtl. auch Regie), aber es gibt eben auch andere Workshop-Angebote von einheimischen Talenten, die oft mehr Erfahrung haben als Du. Uns geht es ohnehin eher um die friedenspolitische, entwicklungspolitische und sozialpolitische Dimension der Kuns — als Motor für Sozialen Wandel und gesellschaftlichen Aufbruch!

Theatersozialprojekt COMPA Bolivien

Theater der Unterdrückten: Dekolonisierung des Körpers

Musikschule im Ar